Bildaufbau und Bildgestaltung in der Fotografie

Um schöne Fotos zu machen, ist die Bildgestaltung wichtig. Es gibt ein paar Regeln, die du schnell lernen und anwenden kannst.

Neben der Kamera und dem Objektiv ist der Bildaufbau für deine Fotos sehr entscheidend. So machst du deine Fotos interessant und spannend, oder gibts ihnen eine Tiefe. Die gute Nachricht ist: Das ist nicht schwierig. Wenn du dich damit beschäftigt hast und ein paar Dinge umsetzt, wirst du noch bessere Fotos machen.

Portät

Was ist der Bildaufbau?

Mit der Bildgestaltung in der Fotografie hast du die Gelegenheit, die Motive in deinen Fotos interessanter zu gestalten, bzw. zu platzieren. Es gibt einige Gestaltungsregeln, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben und bereits in der frühen Malerei angewendet wurden.

Natürlich hast du die Möglichkeit, diese Regeln bewusst zu brechen, um einen anderen Eindruck deines Fotos entstehen zu lassen. Aber das geht nur, wenn du diese Richtlinien auch kennst.

Die Perspektive

Ein wesentlicher Bestandteil der Bildgestaltung ist die Perspektive. Wie fotografierst du, von unten oder von oben, von links oder rechts?

Je nachdem, von wo du deine Fotos schießt, wird die Bildwirkung eine andere sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du dein Motiv aus unterschiedlichen Perspektiven heraus fotografierst.

Mach lieber ein Bild mehr und bewege dich. Auch wenn du der Meinung bist, das Foto, das du gemacht hast, ist perfekt. Meine Erfahrung ist: Das ist es in den meisten Fällen leider nicht. Insbesondere später am großen Bildschirm Zuhaus.

Landschaftsfoto Perspektive

Kamera: Sony 6500 - Belichtung: 1/320 - Blende: f/5.6 - ISO: 100 - Brennweite: 26mm - Blick vom Harz ins Vorland

Die normale Perspektive

Wie der Name sagt, ist das die normale Haltung deiner Kamera. Du stehst und fotografierst. Deine meisten Fotos sind vermutlich in dieser Perspektive entstanden. Aber es geht natürlich auch anders.

Die Froschperspektive

Stell dir vor, du bist ein Frosch und hast eine Kamera. Da du und ich natürlich kein Frosch sind, bleibt uns bei dieser Perspektive nichts anderes übrig, als uns ganz nach unten auf den Boden zu begeben. Oder wir haben das Glück, etwas Hohes von unten zu fotografieren.

Marienburg aus der Froschperspektive

Kamera: Sony 7M2 - Belichtung: 1/320 - Blende: f/8 - ISO: 100 - Brennweite: 55mm - Die Marienburg

Die Vogelperspektive

Nicht immer kann man von oben nach unten etwas fotografieren. Aber wenn du erhöht stehst, sei es auf einem Turm, einem Hügel oder etwas Ähnlichem, schau nicht nur in die Ferne, sondern auch nach unten. Das lohnt sich oftmals und du kannst bestimmt ein schönes Foto von deiner Position aus machen.

Blick nach unten

Die Nahaufnahme oder Makroaufnahme

Viele Dinge sehen aus der Nähe sehr interessant aus. Leider übersieht man oftmals Motive am Straßenrand oder in der Natur, wenn man nicht genau hinschaut. Es ist mir schon einige Male aufgefallen. Ich sitze mit der Kamera irgendwo und schaue mich um. Mit der Zeit entdecke ich immer mehr Fotomotive.

Versuch es einmal. Es lohnt sich.

Für die Nahaufnahme nutzten viele ein entsprechendes Makro-Objektiv. Lohnenswerte Motive sind meist Tiere oder Pflanzen.

Schmetterling Nahaufnahme

Kamera: Sony 6500 - Belichtung: 1/125 - Blende: f/4 - ISO: 320 - Brennweite: 70mm - Schmetterling im Berggarten, Hannover

Bildgestaltung und Blickführung

Du kannst die Blickführung durch verschiedene Bildkompositionen beeinflussen. Grob gesagt, schaut das Auge in einer „Z“ Form über das Bild.

Eine Möglichkeit ist, durch Linien den Blick in eine bestimmte Richtung zu lenken. Bei Porträts sieht man oft in die Richtung, in die die abgebildete Person guckt. Vorausgesetzt, sie schaut dich nicht direkt an.

Aber auch die Platzierung von Gegenständen kann die Blickrichtung beeinflussen. Du kannst durch diese Technik eine gewisse Spannung erzeugen und das Foto interessant und spannend machen.

Blickführung Beispiel

Durch die Blickführung hin zum Horizont entsteht eine Tiefe. (Aufgenommen in Helsinki)

Die Drittelregel

Die Drittelregel ist besonders leicht zu erkennen und in deinen Fotos anwendbar. Du kannst bei vielen Kameras bereits ein entsprechendes Raster einblenden. Auf dem Foto unten siehst du die Motive jeweils in einem Drittel und den Horizont zentriert. Probier einfach einmal aus, die Motive so zu platzieren. Meist wirken die Fotos, die nach dieser Regel gestaltet sind sehr harmonisch.

Schaubild Drittelregel

Die Drittelregel in der Landschaftsfotografie

In dem Bild oben siehst du, dass der Horizont mittig ist. Das wird von vielen als langweilig bewertet. Ich mache es aber gern und oft, da mein Stil oftmals zentriert und symmetrisch wirkt. Ob das nun langweilig und statisch ist, mögen andere entscheiden. Mir gefällt es so. Die allgemeine Meinung ist, dass der Horizont entweder auf der unteren oder oberen horizontalen Linie sein sollte.

Himmel und Horizont

Soll der Himmel dominieren, wie im ersten Foto, platzierst du den Horizont auf der unteren Linie. Ist der Himmel nicht so wichtig, sondern alles andere, kannst du ihn auf der oberen Linie positionieren. Probier es einfach mal aus. Je nach Motiv kann das eine oder andere interessanter wirken.

Der goldene Schnitt

Der goldene Schnitt gehört wohl zu den bekanntesten Bildgestaltungsregeln in der Fotografie. Fotos, die so aufgebaut sind, wirken oft besonders harmonisch. Ich will dich nicht mit der mathematischen Herleitung langweilen. Ehrlich gesagt, könnte ich sie auch nur irgendwo ablesen. Gegenüber der Drittelregel sind die Linien beim goldenen Schnitt leicht versetzt.

Ich fotografiere oder schneide die Fotos erst zu und schaue dann die unterschiedlichen Raster-Regeln durch. Eventuell justiere ich noch ein wenig nach. Wenn du dich an die Drittelregel beim Fotografieren hältst, hast du in der Nachbearbeitung auch kein Problem, den goldenen Schnitt anzuwenden.

Schaubild Drittelregel vs. Goldene Schnitt

Vorder- und Hintergrund

Da deine Fotos nicht dreidimensional sind, kannst du dennoch versuchen, Tiefe in die Bilder zu bringen. Das funktioniert gut, wenn du etwas im Vordergrund platzierst. Oder, wie im Abschnitt Blickführung beschrieben, durch die gedachten Linien.

Vorder- Hintergrund Beispiel

Symmetrie

Das ist eine meiner liebsten Bildgestaltungen. Die Symmetrie. Achte einmal auf die Spiegelungen des Himmels im Wasser. Das lässt sich wunderbar symmetrisch ablichten. Diese Art von Fotos wirken schön und harmonisch. Du kannst aber auch von dieser Regel bewusst abweichen, wie bei allen genannten Gestaltungsregeln. Zur Hilfe bei der Fotobearbeitung lass dir ein entsprechendes „Raster-Kreuz“ einblenden.

Symmetrie Foto Beispiel

Kamera: Sony 7M2 - Belichtung: 1/500 - Blende: f/7.1 - ISO: 100 - Brennweite: 18mm - Weitwinkelobjektiv

Natürlicher Rahmen

Sehr schön wirkt es, wenn du dein Motiv in einen natürlichen Rahmen zur Geltung bringst. Dafür eignen sich Torbögen, Fenster oder Äste und Bäume gut. Du erreichst hierdurch eine Tiefe in den Fotos.

Rahmen Beispiel Allgäu

Tabellarische Kurzübersicht

Hier noch einmal die Zusammenfassung und die wesentlichen Auswirkungen deiner Bildkomposition. Natürlich sind das nur Tendenzen. Das kann bei jedem Foto und Motiv auch anderes sein. Aber es sind Regeln, die dir als Orientierung dienen können.

Bildgestaltung Regel Auswirkungen, Besonderheiten
Linien, Blickführung Spannung, Tiefe, interessant
Drittelregel Schön, harmonisch, Himmel bei Landschaften berücksichtigen
Goldener Schnitt Ähnlich der Drittelregel. Raster nur leicht verändert.
Symmetrie Stabilität, Ruhe, weniger Dynamik. Besonders geeignet bei Landschafts- und Architekturfotos
Linien und Blickführung Tiefe, ggf. Dynamik, Spannung
Natürlicher Rahmen Tiefe, Ruhe, evtl. Symmetrie
Vorder- / Hintergrund Tiefe, evlt. auch Spannung